„Als würde in deinem Hirn ein 1000-Watt-Strahler angestellt.“
Ein Betroffener berichtet von seinem Leben mit der Sucht
Ende Oktober besuchte der Referent Timo Schüsseler den Schulverbund Creglingen. Als langjährig trockener Alkoholiker gab er den Zuhörerinnen und Zuhörern ungeahnte Einblicke in das Leben von suchtkranken Menschen.
Mit einem aufrüttelnden autobiographischen Vortrag gelang es ihm, die Aufmerksamkeit von 62 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 7 über zwei Schulstunden auf sich zu ziehen.
Herr Schüsseler berichtete aus seinem Leben, von seinen Suchterfahrungen und den verheerenden Folgen seines jahrelangen Alkoholkonsums. Seine eindrucksvolle Darstellung ließ die Schülerinnen und Schüler mucksmäuschenstill zurück und berührte sie zutiefst.
„74.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen des Konsums! Warum trinken 96 Prozent aller in Deutschland lebenden Erwachsenen Alkohol? Warum sind Jugendliche so neugierig auf das Trinken? – Es gibt nur einen Grund: Weil es Spaß macht!“, erklärte Schüsseler. Seine Worte verdeutlichten die häufig verharmloste Realität hinter dem Konsum von Suchtmitteln.
„Mein Körper hat nur noch mit Alkohol funktioniert“, gestand Timo Schüsseler. Schweigen und bedrückte Stimmung machten sich unter den Schülern breit, denn seine offenen Schilderungen seiner Suchterkrankung hatten bereits zuvor für Betroffenheit gesorgt.
Timo Schüsseler hatte mit 14 Jahren sein erstes Bier getrunken und mit 16 Jahren Cannabis konsumiert. Er durchlief acht stationäre Entgiftungen und zwei Langzeittherapien, bevor er den absoluten Nullpunkt erreichte und somit den Start in ein Leben ohne Abhängigkeit schaffte. Diese bewegende Geschichte teilte er den Schülerinnen und Schülern anschaulich mit.
Neben Alkohol und Cannabis thematisierte Herr Schüsseler auch andere Dinge mit Suchtpotential, wie soziale Medien und Gaming. „Die nächsten vier Wochen verzichtet ihr alle auf euer Smartphone, Playstation, X-Box, Tablet, PC, Laptop – für wen fühlt sich dieser Gedanke schlecht an?“, fragte er. Deutlich wurde, was missbräuchlicher Konsum bewirken kann und dass die Verantwortung für den eigenen Konsum bei jedem selbst liegt.
Herr Schüsseler führte vor, was Drogen im Hirn bewirken können, indem er dies anschaulich am Beispiel eines 1000-Watt-Strahlers erklärte. Er betonte, dass Sucht nichts mit Denken zu tun hat und dass aufgrund der Funktionsweise von Glückshormonen jeder Mensch eine grundlegende Suchtgefährdung in sich trägt.
Wir möchten uns bei Herrn Schüsseler herzlich für diesen Vortrag bedanken, der vor allem auch dadurch beeindruckte, dass er sich selbst gegenüber schonungslos offen und entwaffnend ehrlich war.
Auch geht unser Dank an den Medizinischen Fortbildungs- und Förderverein Bad Mergentheimer e.V., der durch seine finanzielle Unterstützung diesen bewegenden Vortrag kostenfrei für unsere Schülerinnen und Schüler ermöglichte.
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Diana Romen und Michael Frank